Wie Personas Weihnachten retten
Kommt bei Ihnen Weihnachten auch immer so plötzlich? So, als ob die Zeit ab September im Fast-Forward-Modus ablaufen würde? Und wenn die Kinder das erste Türchen am Adventskalender öffnen, ist es, als würde man auf einen weiteren Beschleunigungsknopf drücken, gefühlt war es gestern Türchen eins, wieso zum Kuckuck sind sie heute schon bei Nummer 19? Und dann:
Weihnachten in Deutschland.
Opa (80) pult fein säuberlich den Tesafilm vom Geschenkpapier, das eine mittelgroße Schachtel schmückt. Ordnung ist schließlich das halbe Leben und neuerdings soll man auch noch nachhaltig konsumieren – obwohl Opa das mangels Alternativen schon seine gesamte Kindheit über getan hat. Deswegen will er das Papier nicht zerreißen, sondern recyceln. Vorsichtig zieht er die Schachtel aus dem Papier, öffnet den Deckel und macht große Augen: eine Wochenladung Socken, bedruckt mit „Montag, Dienstag…“. Opa flippt fast aus vor Begeisterung. Nicht.
Emma, 7 Jahre, hält es kaum noch aus. Endlich ist sie an der Reihe, reißt das Papier so schnell von ihrem Paket ab, dass Opa kaum zum Stirnrunzeln kommt und hält die allerneueste Barbie in die Höhe, samt einem glitzernden, langen rosa Barbie-Prinzessinnenkleid mit passenden Accessoires. Emma strahlt mit den Glitzersteinchen auf dem Kleid um die Wette – leider auch nicht.
Dergleichen Szenen wiederholen sich mit anderen Familienmitgliedern sowie in anderen Häusern und Wohnungen im ganzen Land.
Was ist schiefgelaufen?
Man sollte doch davon ausgehen, dass betagte Herren schon alles haben und man Socken immer gebrauchen kann. Außerdem sollte Opa in seinem Alter wissen, dass die Bescherung hauptsächlich für die Kinder gedacht ist und die Erwachsenen sich nicht so haben sollen, wenn es nicht 100% passt. Emma steht auf Barbies und auf Glitzer, das wissen wir sicher, man muss sich nur in ihrem Zimmer umschauen. Warum also war die Barbie mit dem Glitzerkleid ein von Emma tapfer und mühsam vertuschter Fehlschlag?
Feldforschung im Kinderzimmer und am Kaffeetisch
Weil wir uns NICHT GENAU GENUG in ihrem Zimmer umgeschaut haben. Wir haben geraten und nicht datenbasiert gearbeitet – genau wie viele Unternehmen, die glauben, ihre Zielgruppe zu kennen und sich immer wieder wundern, warum ihr Produkt kein durchschlagender Erfolg ist oder viele Kandidat:innen für eine ausgeschriebene Stelle nicht anbeißen. Datenbasierte Personas können Firmen ganz neue Märkte eröffnen und Kandidat:innen Schlange stehen lassen. Wie genau das geht, erfahren Sie in unserem Blog.
Datenbasierte Personas können aber auch Weihnachten retten. So, dass Opas Augen glänzen und Emma Luftsprünge macht. Wie das? Eben datenbasiert. Nur in diesem Fall nicht mit groß angelegten Marktstudien, sondern mit genauer Beobachtung und Datensammlung. Feldforschung sozusagen. Mit diesen Daten können wir dann eine Persona Sedcard von unseren Lieben anlegen, auf der wir ihre Aktivitäten, Vorlieben, Ziele und Pain Points notieren.
Zum Beispiel von Emma: Ihr Zimmer gibt auf den ersten Blick wirklich Aufschluss darüber, dass sie Barbies und Glitzer mag. Aber wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest: Sie hat ein Barbiehaus, das bereits ziemlich gut bevölkert ist. Ob da eine weitere Mitbewohnerin gebraucht wird, ist fraglich. Sie hat einen „Kronleuchter“ mit Glaskristallen an der Decke hängen, dazu Glitzergirlanden und Lichterketten, überall funkelt es. Vorherrschende Farben sind türkis, weiß und ein wenig rosa. Es gibt eine riesige Pinnwand mit selbst gemalten Kunstwerken, dazu haben die Kuscheltiere Kleidung aus alten Baby-T-Shirts an, die Emma äußerst kreativ bemalt und beklebt hat. Aber: Die Prinzessinnenkleider der Barbies sind letztes Jahr in eine Kiste gewandert und ihre eigenen trägt nun die kleine Cousine. Der Kleiderschank im Barbiehaus ist so gut wie leer, eine Barbie trägt einen selbst gemachten Bikini aus Luftballon, eine andere einen Minirock, der aussieht, als sei er ein ehemaliges Abendkleid, das der Kinderschere zum Opfer gefallen ist. Einige Stellen an der Wand zeigen Spuren von mehr oder weniger gut abgewaschener Wasserfarbe.
Aus dieser Feldforschung im Kinderzimmer plus anderen Dingen, die wir schon über Emma wissen ergibt sich folgende Persona-Sedcard:
EMMA
Aktivitäten | Barbie spielen Malen und zeichnen Kreativ sein, Dinge selbst gestalten Mit Freundinnen treffen Street-Dance-AG in der Schule |
Vorlieben | Mag „Bling-Bling“, ist aber der ersten Rosa- und Prinzessinnenphase gerade entwachsen.
Mag Dekorationen aller Art und stylische Kleidung. |
Ziele | Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt! |
Pain Points | Die meisten Barbie-Sachen sind rosa, oder Prinzessinnenstyle. Meine Barbies haben daher kaum was zum Anziehen. Meine Eltern flippen aus, wenn ich die Wand „neu gestalte“. |
Daraus ergeben sich wunderbare Geschenkideen für Emma:
- Eine Staffelei und Farben samt Vinylteppich, um den Boden zu schützen
- Barbie-Alltagskleider, am besten nicht in Rosa
- Einen Künstlerkasten und Malblöcke für alle kreativen Entwürfe
- Einen Kinder-Nähkurs
- Eine Kinder-Nähmaschine
- Eine sehr große Wandtafel oder einen Gutschein für gemeinsames Streichen einer Wand mit Tafelfarbe
- Einen Koffer voller Perlen, Pailletten, etc.
Und so weiter…
Und der Opa?
Opa wäre gerne mehr gereist, als er jünger war, aber das Leben hatte anderes mit ihm vor. Er interessiert sich für Architektur verschiedener Länder und Epochen. Früher hat er sehr gern gewerkelt und selbst Dinge entworfen, daher hat Emma wahrscheinlich ihre Kreativität. Sein Pain Point ist, dass er nicht mehr gereist ist, als er noch besser in Form war und heute seine Augen, Kraft und Feinmotorik nicht mehr sind, was sie einmal waren, sodass auch das Werkeln nicht mehr so leichtfällt. Er schaut heute gern im Fernsehen kulturelle und bildende Programme an und möchte lange up to date bleiben. Daraus ergeben sich auch für Opa schöne Geschenkoptionen:
Eine Tages- oder Wochenendtour in Opas Tempo zu einem interessanten Museum oder in eine schöne Stadt, ein Bildband über die Architektur und bildende Kunst einer bestimmten Kultur oder Zeit oder ein paar Tage Zeit, um ihn in die Geheimnisse von TikTok, Pinterest oder Instagram einzuführen, gemeinsam darüber zu lachen und Neues zu entdecken. Socken kann man ihm trotzdem dazu schenken, die braucht man immer und Oma freut sich, wenn sie ihm keine kaufen muss.
Einmal machen, aktuell halten, alle Weihnachten gerettet
Klingt nach noch mehr Arbeit im Advent? Ist es auch – einmal. Aber wie so oft bei Projekten, die erstmal kompliziert klingen, lohnt es sich auf Dauer und macht den Stress deutlich kleiner. Schon klar, diese Weihnachten retten wir damit wahrscheinlich nicht mehr für die komplette Familie… aber das nächste ganz bestimmt! Also: diesen Link ab in die Bookmarks!
Eins noch für die Zeit nach Weihnachten: Das nächste Weihnachten kommt. Gefühlt übermorgen. Und dazwischen liegen jede Menge Geburtstage. Genau wie Firmen echte Buyer Personas und Candidate Personas aktuell halten müssen, damit sie optimal funktionieren, sollten Sie das auch mit den Geschenke-Personas tun: Vielleicht steht Emma nächstes Jahr auf Blau und möchte Rockstar werden und Opa wird über den Sommer zum Instagrammer und könnte ein neues Handy gebrauchen? Aber keine Sorge: Einmal angelegt lassen sich die Persona-Sedcards mit einem Besuch im Kinderzimmer und ein paar Mal Kaffeetrinken plus ein paar Klicks spielend aktualisieren.
Und jetzt: eine frohe und ruhige Adventszeit!
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