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Personas im Tourismus

Touristen wollen zwar alle eine schöne Zeit außerhalb ihrer gewohnten vier Wände verbringen und etwas erleben oder tun, wozu sie sonst nicht kommen – aber da enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Wie Personas im Tourismus-Marketing helfen.

 

Wer erfolgreich Reisen verkaufen möchte, muss wissen, an wen. Und wer weiß, an wen, der oder die weiß auch, wie, wann, auf welchen Kanälen, mit welchen Bildern und mit welchem Wording.

Eine Option, die Kunden im Tourismus zu segmentieren, bieten die Sinus-Milieus, denn sie bilden gut ab, wie viel Budget die Menschen in jedem Milieu in etwa zur Verfügung haben und wonach sie streben. Doch die Sinus-Milieus sind nur ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Verschiedene Reiseunternehmen haben auf Grund eigener Studien Reisetypen erstellt, anhand derer sie ihre Mitarbeiter schulen. So unterteilt die Flugbuchungsplattform Amadeus die Touristen in sechs „Traveler Tribes“, die alle 10 Jahre aktualisiert werden. TUI hat festgestellt, dass auch Personen mit gleichem Hintergrund, Vermögen und Alter sehr verschiedene Präferenzen haben können und macht es daher noch kleinteiliger: TUI hat in einer groß angelegten Studie mit 12.000 Haushalten 15 „Travel Lifestyle Cluster“ rund um 19 zentrale Urlaubsbedürfnisse wie „genießen“, „Zeit mit der Familie verbringen“, „Sport treiben“ und viele andere entwickelt. Auf Basis solcher Modelle können Personas entwickelt werden, zu denen es dann jeweils passende Reiseangebote und ein Verkaufskänale gibt.

Das Unternehmen, dass in diesem Rennen um die beste Kundenkenntnis die Nase vorn hat, läuft nicht Gefahr, den Anschluss an moderne Lebenswelten und damit Kunden zu verlieren, wie es vielen Reiseunternehmen mit Aufkommen der Online-Buchungen passiert ist. Wer die Kunden auf ihrer kompletten Customer Journey passgenau begleiten kann, gewinnt sie nicht nur, sondern hält sie auch, denn zufriedene Kunden, die sich ernst genommen fühlen, kommen wieder.

Dabei muss nicht jedes Reiseunternehmen und Reisebüro dutzende von Personas haben und bedienen. Es reicht, wenn die Mitarbeiter genau wissen, auf wen man spezialisiert ist und wie man genau diese Leute erreicht. Das Management entscheidet, welche Kundengruppen für das Unternehmen den meisten Erfolg versprechen und richtet die Personas und damit das Marketing, die Schulungen und die Verkaufskanäle danach aus.
Hier stellen wir vier beispielhafte, datenbasierte Tourismus-Personas vor, die gerne verreisen möchten – aber über Ziele und Arten des Urlaubs anders angesprochen werden mögen:

Persona 1: Spaß und Erholung im Familienurlaub

Julia ist 40 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, 7 und 5 Jahre alt. Sie wohnt in einem Einfamilienhaus in Aachen, dass sie vor 5 Jahren mit ihrem Mann gekauft hat.
Julia arbeitet in Teilzeit als Stadtplanerin, ihr Mann ist Maschinenbauingenieur. Das Haushaltsnettoeinkommen von 105.000 Euro reicht für einen hohen Lebensstandard mit Bio-Lebensmitteln, Markenkleidung und nachhaltigem Spielzeug, aber auf Grund des Hauskaufs nicht für Luxus. Wo sie kann, spart Julia daher trotzdem und gönnt sich nur selten, dann aber bewusst etwas.
Mit Haus, Job und Kindern ist Julia sehr eingebunden und es fällt ihr nicht leicht, genug Zeit für sich zu finden. Deswegen sind der monatliche Abend mit ihren Studienfreundinnen und das wöchentliche Badmintontraining ihr heilig.
Julia achtet auf gesunde Ernährung, schlemmt aber trotzdem gern und drückt auch bei den Kindern an besonderen Tagen ein Auge zu. Sie bewegt sich gern und fährt wann immer es geht mit dem Rad zur Arbeit. Julia liest gern und interessiert sich für Geschichte und Deko. Am Wochenende lädt die Familie wechselweise Freunde ein oder wird eingeladen oder verbringt Zeit mit den Großeltern und bei schönem Wetter auf Familienausflügen.

Julia möchte daher einen Urlaub machen, bei dem:

  • sie nicht viel planen muss, denn dazu hat sie weder Zeit noch Lust.
  • die ganze Familie Spaß hat.
  • sie nicht kochen und einkaufen muss.
  • Entspannung und Bewegung sich die Waage halten. Ausschlafen muss auch mal sein.
  • sie mindestens ein- oder zweimal etwas allein mit ihrem Mann unternehmen kann
  • eine gute Portion an Naturerlebnissen dabei ist.
  • ihre Kinder im Idealfall mit anderen Kindern spielen können.
  • ein kulturelles Erlebnis inbegriffen ist, bei dem die ganze Familie Spaß hat und etwas lernen kann.
  • alle vom Alltag abschalten können.
  • die Unterkunft naturnah und auch nah an verschiedenen Freizeitattraktionen ist.
    Ob Hotel oder Ferienwohnung, ist nicht wichtig, solange es genug Platz für die Kinder gibt und im Falle der Ferienwohnung Restaurants nicht allzu weit entfernt sind, denn kochen möchte Julia im Urlaub nicht. Julia sucht nicht aktiv nach All Inclusive oder Cluburlaub, aber wenn ein solches Angebot ihren Kriterien entspricht, schließt sie es auch nicht aus.

Julia hat ein Facebook- und ein Instagram-Profil und ist auf beiden mäßig aktiv. Passiv konsumiert sie YouTube, hat aber keine Kanäle abonniert, und holt sich DIY-Tipps auf Pinterest. E-Mails sind für sie eher ein Arbeitswerkzeug als etwas, das sie privat viel nutzt. Im Reisebüro war sie das letzte Mal 1995 mit ihren Eltern. Julia schaut sich Unterkünfte bei TripAdvisor an und konsultiert den Dienst auch, wenn sie ein neues Restaurant auswählen möchte. Sie vertraut den Bewertungen dort und hatte bisher gute Erfahrungen damit. Auf Julias Handy befinden sich neben Spotify und Ebay-Kleinanzeigen die Apps von Die Zeit und Der Spiegel, mit denen sie unterwegs das Weltgeschehen verfolgt. Ihren aktuellen Job hat sich auf LinkedIn gefunden. Wenn die Kinder im Bett sind und beide noch Zeit und Lust haben, schaut Julia mit Ihrem Mann Serien bei Netflix.
Die Urlaubsplanung überlässt Julia ihrem Mann, gibt ihm aber die Kriterien vor. Sie wäre auch bereit, sich per E-Mail oder Kontaktformular an einen Online-Reiseveranstalter zu wenden, wenn sie das Gefühl hat, dass sie damit Planungsarbeit sparen kann.
Urlaubsfotos mach Julia in erster Linie für sich selbst, und um die besten Bilder per WhatsApp an die enge Familie und ausgewählte Freunde zu schicken. Sie ist auch im Urlaub täglich auf WhatsApp aktiv. Wenn Julia nach der Reise Zeit und Lust hat, bewertet sie eventuell Orte, Restaurants oder Unterkünfte auf TripAdvisor.

Persona 2a: Individuelles Abenteuer

Jan ist 26 Jahre alt, Single und hat keine Kinder. Er wohnt zur Miete in einer Zweizimmerwohnung in Dresden, wo er als Mechatroniker in einem mittelständischen Betrieb arbeitet, der Weltmarktführer in seinem Bereich ist. Jan arbeitet im Schichtdienst und hat daher auch zu ungewöhnlichen Zeiten frei. Mit seinen 50.000 Euro Nettoverdienst kommt er als Single gut aus und kann einiges für Reisen und Spaß zurücklegen.
Er fährt mit dem ÖPNV zur Arbeit und fährt in seiner Freizeit einen Skoda, den er aber nur für weitere Fahrten, bei Regen und für schwere Einkäufe nutzt, ansonsten bevorzugt er das Fahrrad.
Seine Freizeit teilt Jan zwischen seinem Basketballverein, Treffen mit Freunden und Gaming auf. Einmal im Monat verbringt er ein Wochenende bei seinen Eltern in Radebeul.
Jan ernährt sich semi-gesund, d.h. er weiß, was gesund ist und versucht, darauf zu achten, aber oft überwiegen Appetit und Genuss. Jan kauft überall ein, wo es sich gerade ergibt, er geht in den Supermarkt genauso wie auf den Markt oder in den Hofladen, wenn er gerade dort ist oder es dort eine besondere Spezialität gibt.
Mit zwei seiner Freunde fährt er seit mehreren Jahren regelmäßig gemeinsam in Urlaub. Die drei treffen sich im Vorfeld, um beim Grillen auf Jans Balkon ihre Fernreisen zu planen.

Die Erwartungen der Gruppe an ihren Urlaub sind:

  • Spaß und Abenteuer-Feeling, das Gefühl, kein Massentourist zu sein.
  • Exotische, weit entfernte Orte kennenlernen, dabei gerne auch Kontakt mit der lokalen Bevölkerung.
  • Lokales Essen probieren.
  • Erlebnisse gehen vor Entspannung, aber gelegentliches Chillen muss sein.
  • Neues ausprobieren, z.B. eine neue Sportart, einen Ausflug in eine besonders abgelegene oder hippe Gegend oder ein besonders andersartiges Essen.
  • Die Unterkunft kann ein angesagtes Hostel, eine Lodge oder ein Airbnb mit „Familienanschluss“ sein, Hauptsache kommunikativ und spannend. Budget ist vorhanden, jedoch bevorzugen Jan und seine Freunde, einen Großteil für Abenteuertouren und Erlebnisse auszugeben, anstatt für eine luxuriöse Unterkunft. Gute Bewertungen und W-Lan sollten die Unterkunft allerdings schon haben.

Jan ist auf Instagram, TikTok und Snapchat unterwegs. Fürs Gaming nutzt er eine XBox. Er nutzt im Alltag WhatsApp, hat mehrere YouTube-Kanäle abonniert und ein Spotify-Konto. Ein Facebook-Profil hat er zwar, nutzt es aber seit Jahren nicht mehr. In einem Reisebüro war Jan noch nie, er informiert sich per Wikipedia, Google und TripAdvisor sowie bei Instagram über potenzielle Reiseziele. Gebucht wird dann nach Planung mit seinen Freunden auf Booking.com, Airbnb oder; wenn das günstiger ist und die Webseite gut ist, direkt bei der Lodge vor Ort. Manchmal buchen Jan und seine Gruppe nur einen Teil der Reise fest vor, um sich Raum für Spontanität zu geben. Auch die Flüge buchen sie über Kaya.com, Fluege.de oder direkt bei den Airlines selbst. Jan macht auf Reisen viele Fotos von Dingen und Orten (und vor Allem sich mit Dingen und an Orten), die er besonders findet und stellt diese noch während der Reise bei Instagram ein.

Persona 2b:

Jans Kollegin Anna aus dem Verkauf ist ebenfalls 26 Jahre alt, Single und hat keine Kinder. Auch sie wohnt zur Miete in einer Zweizimmerwohnung in Dresden. Anna hat viel Kundenkontakt und macht oft Überstunden. Da sie ungebunden ist und Vermögen aufbauen möchte, macht ihr das nichts aus. Mit ihren 55.000 Euro Nettoverdienst kommt sie als Single gut aus und kann einiges für Reisen und Spaß zurücklegen.
Anna nutzt für den Weg zur Arbeit das Jobticket und ansonsten meist ihren Opel, nur bei sehr schönem Wetter das Fahrrad. In ihrer Freizeit geht sie gerne mit Freundinnen aus, oder geht shoppen oder auf Festivals. Einmal die Woche geht sie zum Zumba.
Anna isst gern außerhalb und achtet dabei eher darauf, was sie mag, als wo es herkommt. Wenn Bio dabei ist, gut, wenn nicht, auch nicht schlimm. Anna fährt gern mit ihrer Clique in den Urlaub, wobei Spaß und Entspannung von der Arbeit an allererster Stelle stehen. Da Anna viel arbeitet, achtet sie im Urlaub nicht aufs Geld, passt sich aber den Freundinnen an, wenn bei ihnen das Budget nicht so hoch ist. Generell versucht die Clique maximalen Spaß für einen annehmbaren Preis zu ergattern. 

Die Erwartungen der Gruppe an ihren Urlaub sind:

  • Spaß und Erholung mit Sonnengarantie.
  • Kontakt mit anderen Touristen auf gleicher Wellenlänge zwecks gemeinsamer Unternehmungen und feiern.
  • Spannendes Nachtleben.
  • Neue Sportarten, solange sie Action und Spaß versprechen, ohne dabei zu anstrengend zu sein.
  • Die Unterkunft kann ein sehr angesagtes Hostel mit Halb- oder Vollpension, ein mittelgroßes, angesagtes Hotel oder ein Kettenhotel sein. Ein schöner Pool ist ein Muss. Airbnb ist dann eine Option, wenn die Unterkunft ein großes Plus mitbringt, wie eigenen Pool, sehr zentrale Lage mitten im Geschehen, sehr große Größe und/oder sehr guten Preis.
  • Gute Bewertungen und W-Lan sind ebenfalls ein Muss.

Anna ist wie Jan auf Instagram, TikTok und Snapchat unterwegs. Bei YouTube hat sie einen Beauty-Kanal abonniert. Sie nutzt im Alltag WhatsApp. Ein Facebook-Profil hat sie zwar, nutzt es aber seit Jahren nicht mehr. Das Buchen überlässt sie einer Freundin, weil es sie zu sehr an Arbeit erinnert, genau wie die Reiseplanung. Sie hört sich an, was die Freundinnen vorschlagen, schaut ein wenig auf Instagram und in Google nach dem Reiseziel und lässt die Gruppe dann ihre Meinung wissen. In einem Reisebüro war Anna ebenfalls noch nie. Die Reisen von Anna und ihren Freundinnen sind mehrere Kurztrips im Jahr plus eine Reise von 1-2 Wochen, bei der sich die ganze Zeit am gleichen Ort bleiben. Anna macht auf Reisen viele Fotos von sich am Strand oder von der Gruppe und stellt diese noch während der Reise bei Instagram ein.

Persona 3: Kultur und Komfort

Gerd ist 67 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern, die inzwischen in anderen Regionen leben. Von jedem seiner Kinder hat er bisher ein Enkelkind im Kindergartenalter. Seit dem Auszug der Kinder lebt der Diplom-Elektroingenieur mit seiner Frau allein in ihrem Eigentumshaus in Münster. Seit einem Jahr ist Gerd in Rente. Seine Frau war Hausfrau, seit die Kinder kamen und hat sich nebenher ehrenamtlich sozial engagiert, was sie auch weiterhin fortführt. Mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 45.000 Euro aus Rente und Geldanlagen stehen Gerd und seine Frau gut da und können sich des Öfteren Urlaubsreisen und Kurztrips gönnen. Die Kurztrips legen sie auf die Werktage, um nicht mit den vielen Wochenendausflüglern zu kollidieren.
Gerd musste früher viele weite, fremdbestimmte, eng getaktete und stressige Dienstreisen machen. Deswegen legt er nun großen Wert auf Entspannung und Genuss. Gerd ist Bildungsaffin und versucht, sich im Alltag körperlich möglichst lange fit zu halten, indem er mit dem Rad zu kleinen Besorgungen fährt, mit seiner Frau spazieren geht und einmal die Woche Tennis spielt. Abends schaut er die Nachrichten und hört danach gern Musik bei einem guten Glas Wein – oder er lädt mit seiner Frau befreundete Paare ein. Nachdem sie in seinem Berufsleben oft getrennt und gestresst waren, nutzen Gerd und seine Frau nun die Zeit, um gemeinsam das Leben zu genießen. Sie ernähren sich gesund und bevorzugen Bio, wenn es im Angebot ist, sind aber keine aktiven Nachhaltigkeitskäufer. Gerd fährt einen Audi A3.

Gerd möchte im Urlaub:

  • Gutes Essen und schönes Ambiente genießen.
  • Es ruhig angehen lassen.
  • An interessante Orte reisen, an denen er etwas besichtigen und dazulernen kann.
  • Wenn möglich, aber nicht zwingend, ein Konzert besuchen.
  • Wenn möglich, entweder mit befreundeten Paaren verreisen.
  • Ein wenig Wellness genießen.
  • Die Möglichkeit zu sportlicher Aktivität haben.
  • Die Unterkunft im gehobenen Segment sollte gemütlich sein und ein eigenes Flair haben. Kettenhotels sind nicht Gerds Ding, er bevorzugt Boutique-Hotels oder auch größere Häuser, aber mit regionalem Charme. Ferienwohnungen kommen nur in Frage, wenn sie ein besonderes Plus bieten, wie eine besonders spektakuläre Lage.

Gerd ist technisch versiert und interessiert. Er macht Online-Banking und kauft gelegentlich online ein, vor allem Elektronisches und Sachen fürs Haus, aber keine Kleidung. Er hat mehrere Nachrichten-Apps auf seinem Handy. Vor Reisen googelt er das Reiseziel und schaut sich auch Empfehlungen auf TripAdvisor an, am liebsten auf dem PC. Seit es Online-Reiseportale gibt, schaut er sich immer öfter dort um und hat auch schon den ein oder anderen Wochenendtrip so gebucht. Bei einer längeren, weiteren Reise mit vielen Details vertraut er aber lieber noch der persönlichen Beratung im Reisebüro. Mit sozialen Netzwerken kann Gerd nichts anfangen und hat dort auch keine Profile. Er schaut allerdings ab und zu bei Twitter vorbei und nutzt WhatsApp rege zur täglichen Kommunikation mit seinen Kindern und wöchentlichen Videoanrufen mit den Enkelkindern. Alle 2-3 Monate sieht er seine Enkelkinder über ein langes Wochenende oder für die Ferien und unternimmt dann gerne aktiv etwas mit ihnen. Obwohl er manchmal das Alter z.B. beim Sport merkt, fühlt sich Gerd eher „erfahren“ als „alt“.

Dass datenbasierte Personas besser funktionieren als Zielgruppen, sieht man in unserem Beispiel besonders gut daran, dass Anna und Jan zwar in dieselbe Zielgruppe fallen würden (Young Professionals mit abgeschlossener Ausbildung zwischen 20 und 30, die urban leben und zwischen 50. und 55.000 Euro verdienen), aber ein sehr unterschiedliches Urlaubsverhalten an den Tag legen. Man kann sie zwar auf denselben Plattformen erreichen (TikTok, Instagram, Google Ads, Plakatwerbung), aber nicht mit demselben Reiseangebot, Bildern und Wording ködern.

Julia und Gerd sind zwar sehr verschieden und gehören nicht einmal zur selben Zielgruppe, können aber teilweise auf ähnlichen, von Jan und Anna abweichenden Kanälen (TV-Spots, Werbung in Nachrichtenportalen) erreicht werden. Beide sprechen allerdings auf ein sehr unterschiedliches Reiseprogramm, Wording und andere Bebilderung an.
Aus diesem Grund sind datenbasierte Personas auch im Tourismus die beste Option, um mit wenig Streuverlusten effizient genau die richtigen Kunden für die richtige Reise anzusprechen.

Hier schließt sich der Kreis zu den eingangs erwähnten Traveller Tribes von Amadeus und Lifestyle Clustern.

Praxisbeispiele: Wie TripAdvisor und Amadeus mit Personas arbeiten
Die sechs „Tribes“, mit denen Amadeus arbeitet, sind:

  • Simplicity Searcher – Touristen mit diesem Profil möchten wenig Arbeit mit der Reiseplanung haben, wissen, was auf sie zukommt und ihre Zeit genießen. Sie mögen persönliche Beratung und tendieren zu Pauschalreisen oder organisierten Touren.
  • Cultural Purists sind anspruchsvoll, gebildet und kulturinteressiert. Sie bevorzugen es individuell.
  • Social Capital Seeker reisen, um dafür bewundert zu werden. Sie klappern möglichst viele Ziele ab und posten ihre Erlebnisse in sozialen Medien.
  • Reward Hunter möchten verwöhnt werden und sich amüsieren und lassen sich das auch gern etwas kosten.
  • Obligation Meeter verbinden Reisen mit Arbeit. Auf Dienstreisen hängen sie den ein oder anderen Tag für privaten Urlaub dran und auf privaten Reisen legen sie sich auch mal einen Geschäftstermin ein. Sie sind daher unflexibel.
  • Ethical Traveller achten auf Nachhaltigkeit – ökologisch und sozial – und sind sensibel für die politischen und kulturellen Verhältnisse an ihrem Reiseziel.

TripAdvisor unterscheidet ebenfalls sechs Reisetypen:
Nutzenorientierte Reisende, die ein begrenztes Budget haben und die ihren Urlaub daher optimal nutzen möchten. Sie reisen mit Kindern, vor allem ans Meer. Sie nutzen ihr Smartphone für die Suche nach besonderen Services wie Kinderclubs etc.
Dazu die selbsterklärenden Gruppen der Luxusreisenden, Unabhängigen Reisenden und Gewohnheitsliebenden Reisenden, die oft an den gleichen Ort wiederkehren, da sie ihn mögen und das keine Planung erfordert.
Soziale Reisende sind laut TripAdvisor in Gruppen von Freunden und Familien, auch mit Kindern, anzutreffen und vertrauen auf Empfehlungen von TripAdvisor und Mundpropaganda.
Rechercheliebende Reisende reisen oft als Paare und verbringen sehr viel Zeit mit der Planung, damit alles perfekt ist.

Wenn wir nun versuchen, Julian, Jan, Anna und Gerd einem Amadeus-Tribe oder einem TripAdvisor- Reisetyp zuzuordnen, stellen wir fest, dass das gar nicht so einfach ist:

Julia könnte man im Amadeus-Schema zwar als „SimpliCity Searcher“ bezeichnen, aber sie möchte sich nicht ausführlich beraten lassen, sondern lieber losreisen. Bei TripAdvisor passt diese Eigenschaft zu den „Gewohnheitsliebenden Reisenden“, aber bei Julia ist auch eine gehörige Portion „Soziale Reisende“ dabei.

Jan fällt bei Amadeus zwischen die gegensätzlich klingenden Kategorien Ethical Traveller und Social Capital Seeker: Er macht Rundreisen und dokumentiert sie in Echtzeit auf sozialen Medien, ist aber auch sehr an Natur und Kultur des Gastlandes interessiert. Bei TripAdvisor würde er am ehesten unter die „Unabhängigen Reisenden“ fallen. Dass er mit Freunden unterwegs ist, passt zum „Sozialen Reisenden“, allerdings recherchiert er auch gern.

Anna ist dahingehend ein Simplicity Searcher, als dass sie keine Lust auf viel Planung hat und sich gerne ins gemachte Nest setzt. Sie ist aber auch ein Social Capital Seeker, weil ihr die Darstellung ihres Urlaubs auf Social Media wichtig ist. Bei TripAdvisor wäre Anna eine Mischung aus „Sozial“ und „Gewohnheitsliebend“.

Gerd ist am einfachsten zuzuordnen, er ist ein Cultural Purist (Amadeus). Bei TripAdvisor rangiert er zwischen „Rechercheliebend“ und „Luxusreisendem“.

Wir könnten diese Übung mit unzähligen anderen Segmentierungen fortführen (Trendscope unterscheidet sieben Reisetypen, Dertour ebenfalls sechs und wer im Internet nach Reisetypen sucht, wird von der Fülle von Umfragen, Einordnungen und Studien fast erschlagen) und doch würde keine unserer Tourismus-Personas perfekt in eine Kategorie passen. TUI mit der Einteilung nach Reisebedürfnissen und Lifestyle-Clusters liegt da schon näher an der Realität. Es kann allerdings kein Reisebüro, Tour Operator oder Online-Reiseunternehmen einen derartigen Aufwand betreiben wie TUI.
Hier greifen die datenbasierten Tourismus-Personas: Sie bringen auf Basis repräsentativer statistischer Daten Klarheit in Marketing, Vertrieb und Kundenbetreuung: Es ist viel einfacher, Jan eine Reise über ein Online-Buchungsportal zu verkaufen und ihn dazu mit passender Werbung auf YouTube zu ködern, als zu überlegen, worauf ein sozialer Individualreisender anspricht, der zur Gruppe der „Ethical Traveller“ passt und sich gern auf Instagram darstellt.

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